So haben wir in Husum gefeiert
Am 22.Januar 1963 wurde in Paris der Traité de l’Élysée – auf Deutsch auch französischer Freundschaftsvertrag genannt – unterzeichnet. Und schon kurz darauf, am 5. Juli desselben Jahres wurde das Deutsch-Französische Jugendwerk, l’Office franco-allemand pour la jeunesse gegründet. Wir wollten diese wichtigen geschichtlichen Ereignisse in Husum mit französischen Freunden und Freundinnen sowie mit Jung und Alt würdigen und feiern.
Wir haben einen tollen Festtag erlebt und danken allen, die uns geholfen haben, die verschiedenen Aktivitäten auf die Beine zu stellen!
Los ging es am 22. 1. 23 abends. Da reisten Patrice Goyat und Francis Gloaguen aus Douarnenez an. Die beiden hatten eine Menge zu tun am folgenden Tag.
Gleich am Morgen des 23. Januar führte Patrice, der seit 25 Jahren neben seinem Beruf passionierter Erzähler und Darsteller ist, an der Hermann-Tast-Schule zwei Märchenworkshops mit Schülern und Schülerinnen der Oberstufe der Husumer Gymnasien und des Nordsee-Gymnasiums in Sankt-Peter-Ording durch. Dabei stand ihm Francis, der Präsident des Comité de jumelage européen in Douarnenez helfend zur Seite, denn Patrice spricht kein Deutsch (aber ein wenig Plattdeutsch ☺). Die SchülerInnen waren sehr motiviert und ließen sich von Patrice’ humorvollem und mitreißendem Wesen inspirieren. Sollten sie doch schließlich am Abend auch mit ihm auf der Bühne stehen!
Nach einer kurzen Mittagspause ging es gleich über die Husumer Au zur Theodor-Storm-Schule. Dort hatte Aline Deroubaix schon alles für den Anlass schön geschmückt. Schnell wurde noch eine Crêperie eingerichtet. Die FranzösischlehrerInnen der TSS und HTS hatten freundlicherweise schon flaschenweise Teig vorbereitet. So konnten die über 60 TeilnehmerInnen sich zwischendurch stärken und die vielen freiwilligen Juroren und Jurorinnen hatten ein Plätzchen zum Verschnaufen. Mit unseren beiden Gästen aus Douarnenez hatten wir uns ja Experten eingeladen und erhielten bei der Gelegenheit noch so manchen guten Tipp, damit es auch echt bretonische Crêpes wurden.
Zur Siegerehrung hatten die beiden außerdem noch etwas Besonderes mitgebracht: einen französischen Zungenbrecher, den die TeilnehmerInnen auch als kleines Lesezeichen erhielten und der sofort laut und fröhlich eingeübt wurde:
„Son chat Sacha chante sa chanson sans son.“
oder “Tonton Tati, ton thé t’a-t-il ôté ta toux?“
Anschließend wurden die SiegerInnen prämiert und auch alle anderen Teilnehmenden gingen mit einem kleinen Preis und dem Zungenbrecher auf den Lippen nach Hause.
Da es schon um 19.00 Uhr mit der nächsten Veranstaltung weitergehen sollte, ging es nun zügig zum Kulturkeller, dem Braukeller der ehemaligen Husumer Brauerei. Der Keller füllte sich schnell mit Gästen und wir mussten sogar noch weitere Stühle holen, damit alle Gäste sitzen konnten.
Inzwischen hatten sich die Schülerinnen der Märchenworkshops des Vormittags eingefunden und wurden zu Patrice und Francis auf die kleine Bühne gebeten. Bei stimmungsvollem Licht präsentierten die Jugendlichen ihre Märchen auf Französisch und es war erstaunlich, was in der kurzen Zeit des Vormittags an kleinen Werken entstanden war. Sie wurden reichlich mit Applaus belohnt.
Nun durfte auch endlich Patrice selber in Aktion treten als Märchenerzähler. Er machte es mit großer Freude und riss sein Publikum mit. Nicht nur Francis veranschaulichte durch Gesten die auf Französisch vorgetragenen Märchen, sondern auch das Publikum musste selbstverständlich mithelfen, wenn es darum ging, einem Helden beim Ausreißen von Bäumen zu helfen.
Nicht jedem Märchenhelden war jedoch zu helfen und wir mussten schmunzelnd mit anhören, wie der unverbesserliche Dummkopf Pas de chance vom Wolf verschlungen wurde.
Man hätte Patrice noch lange zuhören und zusehen mögen, doch nach diesem langen Tag wurde es dann Zeit, noch gemütlich ein Gläschen zu trinken und dabei Futjes und Schmalzbrote zu essen, der norddeutsche kulinarische Beitrag als Ergänzung zu den vielen Crêpes am Nachmittag.
Beim Plaudern lernten sich natürlich neue frankophile Menschen kennen, aber es kamen auch „alte“ Bekannte wieder zusammen, z.B. die vier Schülerinnen, die im Sommer 2022 ein vierwöchiges Praktikum in Douarnenez machen könnten und dabei vom Comité de jumelage européen herzlich unterstützt worden waren.
Auch tags darauf kamen unsere zwei Gäste wieder an die HTS und bereicherten den Unterricht. Anschließend trafen sie an der VHS Husum Teilnehmer des Französischkurses von Susanne Feddersen, die mit Bewohnern eines Altersheims in Douarnenez einen Briefkontakt aufgebaut haben.
Am 25.Januar ging es dann voller schöner Erlebnisse und neuer Ideen für die beiden wieder zurück in die Bretagne.
Un grand MERCI geht an den Kulturkeller, in dem wir uns sehr wohlgefühlt haben und toll bewirtet wurden.